Nach unserem Dschungel-Abenteuer und einigen Wochen im Homestay haben wir uns sehr auf ein bisschen Großstadtfeeling gefreut – und Phnom Penh hat uns nicht enttäuscht. Wir hatten ein paar sehr schöne, spannende, auch schockierende aber insgesamt tolle Tage in der Hauptstadt Kambodschas. Besonders gefallen haben uns mal wieder die lebensfrohen Kambodschaner, aber auch das Flair von Phnom Penh auf den Märkten oder abends an der Promenade. Auch wenn vielen das Gewusel der Scooter nicht gefällt, wir haben uns wohl gefühlt. Natürlich haben wir uns auch über die leider noch junge tragische Geschichte informiert – eine absolute Empfehlung für alle, die sich für das Land interessieren.
Der erste Eindruck von Phnom Penh
Unser erstes Ziel nach der ermüdenden Busfahrt war unser Hostel, das 11 Happy Backpackers, dass uns im Reiseführer empfohlen wurde. Es hat sehr günstige Zimmer (ab $8), ein Kino (The Flick 2) sowie eine schöne Dachterrasse mit Billard und Bar. Letztere haben wir erstmal ausprobiert, einen Artikel für unseren Blog geschrieben und uns über die Stadt besser informiert – Wir sind ja nicht zum Vergnügen da 😉
Dann haben wir erstmal die Stadt erkundet. Vor unserer Haustür war direkt ein Supermarkt, einige Cafés, mehrere Rotlicht-Bars – und schließlich die Promenade am Mekong. Besonders abends lohnt sich ein Spaziergang mit einem schönen Blick auf das angestrahlte Wasser, die Hotels und Restaurants sowie um die Leute zu beobachten. Es gibt einige sehr hochwertige Shopfronten und Inneneinrichtungen, die in Südostasien selten zu finden sind. Jedoch ist der Verkehr typisch für Asien: Hupende Autos, schnelle Scooter, schreiende Tuk Tuk-Fahrer 😉
Shopping in Phnom Penh
Nachdem wir auf dem Dorf sehr spärlich gelebt haben, wurden wir beim Angebot in der Großstadt schwach – und haben geshoppt. Sabine hat sich direkt am ersten Morgen noch vor dem Frühstück ein schönes neues Kleid bei „Hummingbird“ für $15 gekauft… Anschließend haben wir uns ein leckeres Omelette, Brot und einen guten Kaffee im „The Shop 240“ gegönnt. Auch wenn es für unsere Verhältnisse sehr teuer war ($17), so war es einfach toll 🙂
Zwischen den nervigen Tuk Tuk-Anbietern, die einen alle paar Meter fragen, ob man fahren möchte – auch wenn man den anderen zwei daneben schon abgesagt hat – haben wir einen sehr freundlichen und witzigen Fahrer gefunden, der mit sich handeln ließ… Er ist mit seiner bunten Kappe relativ auffällig und so konnten wir uns am zweiten Tag an ihn erinnern. Für einen guten Preis haben wir eine Tour zu der Seideninsel (silk island) bei ihm gebucht.
Vorab hat er uns noch zu einigen Sehenswürdigkeiten in der Stadt gefahren: einem großen alten buddhistischen Tempel und zum Wat Phnom. Der Wat ist die bekannteste und mit auf 27 Meter höchstgelegene Stupa der Stadt. Bei dem Rundgang findet sich auch eine kleine Ausstellung mit einem Shop, indem wir eine sehr schöne Seidenkette für Maltes Mutter gefunden haben (Happy Birthday, Old Potato :))
An diesem Tag haben wir auf der Tour zu den Seideninseln noch zwei Schals (für Malte und für Bines Mutter) gekauft – In der aktuellen Hitze eher unpraktisch, aber tolle Andenken! Auf dem Weg zur Seidenfarm sprach uns schon auf der Fähre eine Frau an: Sie würde auf der Insel wohnen und ihre Familie stellt Schals her. Natürlich folgte ihr unser Fahrer und Bine durfte sich sogar selbst mal ausprobieren. Wir haben einiges über die Produkte und die Familie erfahren und Bine durfte selbst auch mal weben – es probieren. Sie könnte sechs Wochen bleiben und dann würde sie das Handwerk beherrschen so die Meinung der Familie. Wir zogen jedoch weiter und haben uns auf der Seidenfarm ($1 Eintritt) über den Prozess von der Raupe über den Kokon bis zum Seidenfaden informieren lassen.
Essen und Märkte in Phnom Penh
Nach diesen schönen Eindrücken blieb uns nur noch der Weg zum nächsten Essenstand. Es gibt so viel zu sehen und zu erleben in Phnom Penh, aber besonders empfehlen wollen wir folgende Genüsse.
- Ein Besuch auf dem „Central Market“ or den kleinen Märkten in den Vierteln ist ein Muss. Hier finden sich lokale Spezialitäten (nicht alle sehen appetitlich aus…), aber auch Kleidung und Souvenirs.
- Im Süden liegt der „Russische Markt“. Auch hier schlängelten wir uns durch schmale Gassen von vollbepackten Ständen mit preisgünstigen Angeboten. Nicht vergessen zu handeln – und zu lächeln 🙂
- Abends locken der südliche Teil der „Street 308“ und die „Bassac Lane“. Hier warten viele Themen-Bars, die sehr stylisch sind. Uns hat besonders der „Jack Saloon“ gefallen, eine coole Wild West Bar mit Schwingtür und einem leckeren Wein-Cocktail. Dort haben wir einen sehr netten Abend mit unserer Dschungelpartnerin Annlaur verbracht!
- Am nächsten Morgen war die perfekte Wahl das „Feel Good Cafe“ in der „Street 136“. Der Flat White ist eine absolute Empfehlung genauso wie der Chicken Burger – für ein spätes Frühstück oder einfach zum Genießen 🙂
Khmer Rouge
Ein tragischer, aber sehr wichtiger Part gehört ebenso zu Phnom Penh wie auch zu Kambodscha: Ein Besuch des Tuol Sleng Gefängnisses „S-21“ sowie ein Besuch der Killing Fields. Wer nach Kambodscha reist, dem wird dieser Begriff um die Geschichte begegnen. Mir wurden „Die Kinder der Killingfields“ als Buchlektüre empfohlen. Häufig genannt wird auch das Buch „First they killed my father“, welches von Angelina Jolie verfilmt und vor kurzen in Siem Reap vorgestellt wurde. Wir haben bereits in Laos, Luang Prabang den bekannten Film „The Killingfields“ gesehen.
Besser und hautnah erfährt man die Geschichte vor Ort. Das als „S-21“ bekannt gewordene Tuol Sleng Gefängnis ist heute eine Erinnerungsstätte für die Opfer der Khmer Rouge. Bis zu 20.000 Kambodschaner sowie einige Ausländer wurden hier untergebracht, verhört, gefoltert und anschließend getötet. Aus der ehemaligen Schule wurde ein Gefängnis für Intellektuelle und Menschen die der Organisation, der „Angkar“, nicht entsprachen. Grund für die Inhaftierung konnten eine Brille oder sanfte Hände sein oder Misstrauen von anderen. Der sehr gute Audioguide ($6 inkl. Eintritt) führt durch die Räume, informiert über das Gefängnis und besonders über die Schicksale der Menschen. Erschreckend eindrucksvoll sind auch die vielen Fotos der Inhaftierten oder die Gemälde von einem überlebenden Maler. Für den Rundgang haben wir etwa 3,5 Stunden gebraucht, die man sich auch nehmen sollte. Der Guide warnt, wenn man sich besser einige Passagen im friedvollen Park anhören sollte.
Vom „S-21“ fuhren wir direkt weiter zu den „Killing Fields“ am anderen Ende der Stadt. Unser Tuk Tuk-Fahrer bzw. seine Vertretung wartete schon. Vor unserem Besuch wurden wir von anderen Touristen vorgewarnt, dass die Eindrücke erschütternd sind. An dem Schauplatz, wo etwa 20.000 Menschen, darunter auch Frauen und kleine Kinder ermordet wurden, bleibt sicherlich keiner unberührt. Bis heute werden bei Hochwasser noch Kleidungsstücke und Knochen gefunden.
Auch wenn es ein schwerer Besuch war, so gehört dieser Teil zu der Geschichte sowie zum Leben der Menschen. 1/4 der Bevölkerung, mehr als 2 Millionen Menschen wurden unter den Khmer Rouge besonders zwischen 1974-79 umgebracht. Bis in die 90er vertrat der Anführer Paul Pot vor der UN das Land, dem er so viel Leid zugefügt hat. Amerika und viele europäische Länder, auch Deutschland haben die unfassbaren Gräueltaten erst zu spät erkannt oder reagieren wollen. Erst 2007 begannen die Prozesse gegen die sieben wichtigsten Personen der Khmer Rouge-Zeit. In der Bevölkerung wurden die Ereignisse nie umfassend aufgearbeitet, da bis heute mehrere Mitglieder die aktuelle Regierung bilden.
Es ist unfassbar, was hier passiert ist. Fast alle Kambodschaner sind durch Verluste in der Familie oder eigene Erfahrungen davon betroffen. Doch wir möchten euch dazu ermutigen, euch darüber zu informieren und auf der anderen Seite wachsam zu bleiben, damit so etwas nicht nochmal passieren kann. Trotz allem sind die Menschen sehr offen. Sicherlich auch aufgrund ihrer Religion sind sie lebensfroh und haben stets ein Lächeln auf den Lippen. Wir haben in Kambodscha bislang nur freundliche, hilfsbereite Menschen getroffen.